Pflege nach dem Schlaganfall | Unterstützung & Zuschüsse

Schlaganfall – Auf einmal ist alles anders

Ein Schlaganfall ist ein großer Einschnitt in das Leben. Nicht nur der Betroffene selbst, sondern auch Angehörige stehen plötzlich und unvorbereitet vor ganz neuen Herausforderungen. Nicht selten folgt auf einen Schlaganfall ein Hilfs- oder Pflegebedarf. Dann haben Sie Anspruch auf unterstützende Leistungen in Geld- und Sachform. Bedenken Sie: Sie sind nicht allein! Nutzen Sie Ihren Leistungsanspruch.

In diesem Artikel erfahren Sie alles, was Sie über die Pflege nach dem Schlaganfall wissen müssen. Wussten Sie zum Beispiel, dass Personen mit Pflegegrad ein Zuschuss von 4.000 Euro für barrierereduzierende und altersgerechte Umbauten zusteht? Wir zeigen Ihren Leistungsanspruch auf und erklären Ihnen, wie Sie Unterstützung im neuen Alltag nach dem Schlaganfall erhalten.

• Wem steht Unterstützung zu?
• Die ersten Schritte vor der Pflege
• Häusliche Pflege nach dem Schlaganfall
• Stationäre Pflege nach dem Schlaganfall
• Welche Zuschüsse leistet die Pflegekasse?
• Selbsthilfegruppen und weitere Ressourcen

In den häufigsten Fragen finden Sie einen kompakten Überblick.

Wem steht Unterstützung zu?

Auf einen Schlaganfall folgt nicht selten ein Pflegebedarf. Je nach Schwere des Schlaganfalls kann dieser Hilfsbedarf ganz unterschiedlich aussehen. Die Krankenkasse leistet Unterstützung durch Rehabilitation, Physiotherapie und häusliche Krankenpflege. Pflegebedürftige Schlaganfallpatienten haben Anspruch auf vielseitige Leistungen der Pflegekasse. Hierzu ist ein Pflegegrad nötig.

Ein Pflegegrad wird nach einer Begutachtung in der häuslichen Umgebung des Pflegebedürftigen erteilt. Hierzu kommt ein Mitarbeiter des MD (Medizinischer Dienst der Krankenkassen, ehemals MDK) vorbei und geht eine Reihe von Fragen mit Ihnen durch, um den Pflegebedarf festzustellen. Wer vorher noch keine Berührungspunkte mit der Pflege hatte, den kann diese Situation schnell überfordern. Daher empfehlen Experten, sich gut auf den Termin mit dem MD vorzubereiten.

Tipp: Mit dem kostenlosen Pflegegrad-Rechner machen Sie schnell eine Selbsteinschätzung und erhalten ein persönliches Pflegetagebuch. Das dient als Ihr individueller Leitfaden für die Pflegegrad-Begutachtung.

Die ersten Schritte vor der Pflege

Die meisten Menschen, die einen Schlaganfall erleiden, benötigen längere Zeit für die Erholung. Daher kann es hilfreich sein, professionelle Unterstützung bei der Versorgung zu Hause in Anspruch zu nehmen. Professionelles Personal kann helfen, die medizinische Behandlung zu koordinieren, die Ernährung sicherzustellen und den Betroffenen bei der Wiederherstellung seiner Mobilität und Selbstpflege zu unterstützen.

Eine solche Unterstützung kann dazu beitragen, Komplikationen zu vermeiden und das Risiko weiterer Schlaganfälle oder anderer gesundheitlicher Probleme zu reduzieren. Damit die Kosten tragbar sind, sollten Sie Vorbereitungen treffen. Wir haben die wichtigsten Schritte für Sie zusammengefasst:

1. Beantragen Sie einen Pflegegrad
   Wenn Ihr Angehöriger einen Pflegegrad hat, stehen Ihnen verschiedene Leistungen wie Pflegegeld, Entlastungsbetrag, Pflegesachleistungen und Pflegehilfsmittel zum Verbrauch zu. Auch wenn Sie sich für eine stationäre Versorgung entscheiden, zum Beispiel in einem Pflegeheim, erhalten Sie durch den Pflegegrad Zuschüsse für die hohen Eigenanteile. Alles wichtige zum Pflegegrad-Antrag erfahren Sie hier.
2. Bereiten Sie die Begutachtung vor
   Vorbereitend lohnt es sich, eine Selbsteinschätzung des Pflegebedarfs vorzunehmen, zum Beispiel mit einem Pflegegrad-Rechner. Praktisch: Im Anschluss erhalten Sie ein personalisiertes Pflegetagebuch, dass als Leitfaden für die Begutachtung dient. Wenn der MD zur Begutachtung kommt, sind Sie bestens vorbereitet.
3. Sprechen Sie mit dem behandelnden Arzt
   Der Arzt Ihres Angehörigen kann Sie umfassend zu Rehabilitation, Physiotherapie und Übungen für zu Hause aufklären. Außerdem kann er Ihnen auch Hilfsmittel empfehlen und verschreiben, die Ihnen die häusliche Versorgung erleichtern. Die Kosten für die Hilfsmittel übernimmt die Krankenkasse, Sie zahlen lediglich eine Zuzahlung von maximal 25 Euro.
4. Achten Sie auch auf sich selbst
   Als pflegender Angehöriger sind Sie vielen Belastungen ausgesetzt. Vergessen Sie in dieser herausfordernden Zeit nicht, auf sich selbst zu achten. Hier finden Sie wichtige Ressourcen für Angehörige. Beziehen Sie außerdem auch, wenn möglich, Familienangehörige und Freunde in die Pflege ein. Sie sind nicht allein und verdienen als Angehöriger Unterstützung, Entlastung und Anerkennung.

Häusliche Pflege nach dem Schlaganfall

Die meisten Menschen möchten die gewohnte Umgebung nicht verlassen und wehren sich gegen einen Umzug in eine Pflegeeinrichtung. Daher ist die häusliche Pflege für viele das erste Mittel der Wahl, wenn es um die Pflege nach einem Schlaganfall geht. Doch um die Pflege in der häuslichen Umgebung zu erleichtern oder gar erst möglich zu machen, müssen einige Vorkehrungen getroffen werden.

Nach dem Krankenhausaufenthalt oder der Reha wird oft die Kurzzeitpflege genutzt, um mehr Zeit für die Vorbereitung des Pflegehaushaltes zu haben. Kurzzeitpflege bedeutet, dass die pflegebedürftige Person übergangsweise für einige Tage oder Wochen in eine Pflegeeinrichtung einzieht. Die Kosten hierfür werden zum Großteil von der Pflegekasse übernommen.

Körperliche und kognitive Einschränkungen nach dem Schlaganfall bringen oft neue Ansprüche an das eigene Wohnumfeld mit sich. Wenn Hilfsmittel angeschafft werden müssen oder Umbaumaßnahmen nötig sind, leistet die Pflegekasse auch hier Zuschusszahlungen. Wenn Ihr Angehöriger einen Pflegegrad hat, haben Sie Anspruch auf 4.000 Euro für die sogenannte Wohnumfeldverbesserung. Hierdurch finanzieren Sie beispielsweise den Einbau eines Treppenlifts oder den pflegegerechten Umbau des Badezimmers.

Weitere Vorkehrungen vor der Heimkehr

Damit der Übergang von Krankenhaus oder Reha nach Hause so reibungslos wie möglich funktioniert, sollten Sie Vorkehrungen treffen. Wenn grundliegende Dinge wie der Pflegegeld-Antrag bereits erledigt sind, ist es sinnvoll, sich vor allem mit Vorsorgethemen beschäftigen.

1. Wer übernimmt welche Aufgaben? Wer ist Ansprechpartner, zum Beispiel wenn der Pflegedienst oder der MD kommt? Holen Sie sich andere Familienmitglieder mit ins Boot, die Sie entlasten und unterstützen können. Rufen Sie ein Familientreffen ein, um Zuständigkeiten und Verfügbarkeiten abzusprechen.
2. Sind bereits Vorsorgedokumente vorhanden? Eine Vorsorgevollmacht und eine Patientenverfügung bringen Sicherheit für alle Beteiligten. Sprechen Sie mit Ihrem Angehörigen, denn auch wenn dies kein leichtes Thema ist – es ist wichtig, dass diese Dokumente für den Ernstfall vorhanden sind.
3. Ist ein Pflegedienst oder eine Betreuungskraft notwendig? Eine 24 Stunden Pflege ist in solchen Fällen sehr entlastend und günstiger als die Unterbringung in einem Pflegeheim. Auch eine Haushaltshilfe bietet sich an. Für alle Fälle gibt es Zuschüsse von der Kranken- und Pflegekasse.

So erhalten Sie kostenlose Hilfsmittel

Viele Hilfsmittel werden von den Kranken- und Pflegekassen bezahlt. Pflegebedürftige erhalten sogenannte Pflegehilfsmittel zum Verbrauch auf Wunsch monatlich bequem nach Hause geliefert. Die Kosten hierfür werden von der Pflegekasse übernommen. Zu diesen Pflegehilfsmitteln gehören unter anderem Desinfektionsmittel, Mundschutze und Handschuhe. Diese Produkte tragen wesentlich zur Hygiene und Sicherheit in der Pflege bei und sollten in keinem Pflegehaushalt fehlen.

Auch der Hausnotruf wird pauschal von der Pflegekasse bezahlt. Pflegebedürftige Menschen verbringen überdurchschnittlich viel Zeit in den eigenen vier Wänden, und nicht immer ist eine weitere Person anwesend, die im Notfall helfen kann. Die Installation eines Hausnotruf-Systems ist in jeder Wohnung möglich. Der Sender wird als Kette oder Armband immer am Körper getragen, sodass jederzeit per Knopfdruck Hilfe gerufen werden kann.

Viele weitere Hilfsmittel wie Pflegebetten, Patientenlifter oder Lagerungshilfen werden von der Krankenkasse bezahlt. Ein kleiner Eigenanteil bleibt jedoch: Maximal 25 Euro pro Hilfsmittel. Wenn Sie viele Hilfsmittel anschaffen müssen und die Kosten unzumutbar werden, können Sie sich von der Zuzahlung befreien lassen. Für die Zuzahlungsbefreiung stellen Sie einen Antrag bei Ihrer Krankenkasse. Der Ablauf ist je nach Krankenkasse unterschiedlich. Fragen Sie daher direkt bei Ihrer Kasse nach.

Stationäre Pflege nach dem Schlaganfall

Manchmal kann die Pflege in der häuslichen Umgebung nicht geleistet werden. Dann ist die stationäre Pflege, zum Beispiel in einem Pflegeheim, die Alternative. Da der Bedarf an Pflegeplätzen in Deutschland nicht ausreichend gedeckt wird, gibt es oft lange Wartelisten. Überbrückend sollten daher trotzdem Vorkehrungen für eine häusliche Pflege getroffen werden, bis ein Pflegeplatz gefunden wurde. Die Kosten werden nur teilweise von der Pflegekasse übernommen, sodass oft ein nicht unbeachtlicher Eigenanteil zurückbleibt.

Die Pflegekasse übernimmt die Kosten für pflegerische Maßnahmen, wie die medizinische Versorgung Ihres Angehörigen.

Außerdem wird seit dem 01.01.2022 ein Leistungszuschlag für den Eigenanteil geleistet. Dieser verringert die Kosten schrittweise, bemessen an der Dauer des Aufenthalts im Pflegeheim.

• 5% Leistungszuschlag zum Eigenanteil innerhalb des ersten Jahres
• 25% Leistungszuschlag zum Eigenanteil nach 12 Monaten
• 45% Leistungszuschlag zum Eigenanteil nach 24 Monaten
• 70% Leistungszuschlag zum Eigenanteil nach 36 Monaten

Welche Zuschüsse leistet die Pflegekasse?

Selbsthilfegruppen und weitere Ressourcen
Informationen für Angehörige

Hier finden Sie eine Übersicht von Selbsthilfegruppen, Beratungsstellen und Notfallstellen.

Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe

Hier finden Sie Kontaktdaten, unter anderem zu Selbsthilfegruppen und Regionalbüros. Telefonische Beratung von Montag bis Donnerstag von 9 bis 17 Uhr, sowie freitags von 9 bis 14 Uhr unter 05241 9770 0.
www.schlaganfall-hilfe.de

Bundesministerium für Gesundheit

Am Bürgertelefon des Bundesministeriums für Gesundheit erhalten Sie Antworten rund um die Pflegeversicherung. Telefonische Beratung von Montag bis Donnerstag von 8 bis 18 Uhr, sowie freitags von 8 bis 12 Uhr unter 030 340606602.

Telefonseelsorge

Die Telefonseelsorge ist rund um die Uhr unter 0800 111 0 111 oder 0800 111 0 222 erreichbar. Es gibt auch die Möglichkeit zur Mail- oder Chat-Beratung.
www.telefonseelsorge.de

Psychologische Onlineberatung für pflegende Angehörige

Pflege kann schnell auch zur seelischen Belastung werden. Bei "pflegen-und-leben" erhalten Angehörige kostenlos und anonym Hilfe von ausgebildeten Psychologinnen.
www.pflegen-und-leben.de

Antworten auf die häufigsten Fragen