Pflege und Beruf vereinen
Wie pflegende Angehörige Beruf und Pflege besser vereinen
Sie sind pflegender Angehöriger und berufstätig? Das kann nicht nur zeitlich, sondern auch finanziell eine Herausforderung sein. Ganz zu schweigen von der körperlichen und geistigen Belastung.
Doch vergessen Sie nicht: Es gibt viele Unterstützungsmöglichkeiten und zahlreiche Hilfsangebote, die Ihnen und Ihrem Pflegebedürftigen dabei helfen, den Alltag zu erleichtern. Wir helfen Ihnen dabei, Beruf und Pflege zu vereinen und geben Ihnen die wichtigsten Tipps mit auf den Weg.
- Definition: Herausforderungen von Pflege und Beruf
- Strategien: Bessere Vereinbarkeit von Pflege und Beruf
- Flexible Arbeitsmodelle für pflegende Angehörige
- Unterstützung im Alltag: Entlastung und finanzielle Hilfe
In den häufigsten Fragen finden Sie die wichtigsten Informationen.

- Flexible Arbeitsmodelle erleichtern den Pflegealltag.
- Pflege-Routinen und ein strukturierter Tagesablauf sind hilfreich.
- Sie genießen Kündigungsschutz in Familien- und Pflegezeit.
Herausforderungen für pflegende Angehörige
Einerseits steigt der Anteil an älteren und somit pflegebedürftigen Menschen und andererseits herrscht ein Fachkräftemangel an Pflegepersonal und einen großen Engpass an Pflegeplätzen. Dies hat zur Folge, dass immer mehr Familienmitglieder sich um Ihre Angehörigen kümmern müssen. Und bereits jetzt liegt der Hauptanteil der pflegerischen Tätigkeit bei pflegenden Angehörigen.
Dabei handelt es sich oft um Berufstätige, die neben dem eigenen Privatleben und der Pflege, den beruflichen Alltag managen müssen. Die Herausforderung, eine Berufstätigkeit mit der Pflege- und Hilfsbedürftigkeit eines Angehörigen zu verbinden, kann überfordernd und belastend sein.
Sie bekommen bei der häuslichen Pflege Unterstützung und haben die Möglichkeit, eine berufliche Auszeit wahrzunehmen. Dafür können Sie die Pflegezeit und Familienpflegezeit in Anspruch nehmen. Als finanzielle Hilfe zur Überbrückung einer akuten Pflegesituation dient das Pflegeunterstützungsgeld.
Wirft man einen Blick auf den letzten BARMER-Pflegereport wird deutlich, dass pflegebedürftige Angehörige zukünftig noch mehr gebraucht werden. Die Anzahl an Pflegebedürftiger steigt rasant, zeigt die BARMER-Prognose aus dem Jahr 2021.
Vereinbarkeit von Pflege und Beruf: Stressfaktoren
Nicht selten sind pflegende Angehörige berufstätig. Je nach Pflegegrad und entsprechender Pflegebedürftigkeit beansprucht die Pflege einen Großteil Ihrer Zeit und das bedeutet häufig einen stressigen Alltag. Pflegende Angehörige kämpfen nicht nur damit Beruf, Privatleben und die Pflege unter einen Hut zu bekommen, sondern auch mit finanziellen Sorgen.
Wir klären Sie über mögliche Stressfaktoren auf, damit Sie vorbereitet sind und die ein oder andere Situation vermeiden können. Bedenken Sie dabei, dass die Stressfaktoren individuell stark oder schwach ausgeprägt sind. Dies hängt oft von der jeweiligen Pflegesituation und den beruflichen Anforderungen ab.
Hauptstressfaktoren
►Zeitmangel
Arbeit und Pflege zu vereinen führt bei vielen pflegenden Angehörigen zu einem Mangel an Freizeit und Ruhepausen.
►Finanzielle Belastung
Obwohl Sie berufstätig sind, kann das Budget knapp werden. Die Pflege eines Angehörigen kann nicht nur zeit-, sondern auch kostenintensiv sein, wenn zusätzliche und vielleicht ungeplante Kosten für die Pflege und Betreuung entstehen.
►Soziale Isolation
Pflegende Angehörige haben alle Hände voll zu tun und rutschen oft unbewusst in eine Situation der sozialen Isolation. Die Pflege und Berufstätigkeit nimmt Betroffene zum Teil so sehr in Anspruch, dass Freizeitaktivitäten und vor allem soziale Kontakte untergehen.
►Fehlende Unterstützung
Sind Sie ganz auf sich allein gestellt? Viele pflegende Angehörige übernehmen einen Großteil der Pflege selbst, wenn nicht sogar komplett. Hier fehlt es an Unterstützung von Seiten der Familie, Freunden oder professionellen Pflegediensten. Wenn Sie betroffen sind, denken Sie daran, dass Sie und Ihr pflegebedürftiger Angehöriger Anspruch auf Hilfeleistungen haben.
►Verminderte Leistungsfähigkeit
Der ständige Wechsel zwischen Beruf und Pflege kann anstrengend und herausfordernd für Sie sein. Konzentrationsprobleme und eine verringerte Arbeitsleistung gehören dabei zu den Hauptstressfaktoren für pflegende Angehörige.
►Rollenkonflikte
Den beruflichen Anforderungen und der Rolle als Pflegeperson gerecht zu werden kann zu inneren Rollenkonflikten führen. Es ist nicht unüblich, dass es bei der pflegebedürftigen Person zu einer Veränderung des Rollenverständnisses kommt.
Ihr pflegebedürftiger Angehöriger kann dabei in eine sogenannte Kleinkindrolle verfallen und sich hilfsbedürftiger verhalten, als er es tatsächlich ist. Gewöhnen Sie sich beide Schritt für Schritt an die neue Situation und versuchen Sie die Veränderungen anzunehmen.
Körperliche und emotionale Belastung
Nicht zu unterschätzen ist die körperliche und seelische Belastung von pflegenden Angehörigen. Erst recht, wenn Sie zusätzlich einem Beruf nachgehen und somit eine Doppelbelastung tragen. Überforderung und Stress können negative Auswirkungen auf Ihre Gesundheit haben und zeigen sich bei jedem Menschen anders.
Je nach Pflegegrad und körperlicher Einschränkung Ihres Angehörigen kann die Pflege physisch anstrengend sein. Besonders, wenn Hebe- und Tragearbeiten erforderlich sind. Hier stehen Ihnen Unterstützungsmöglichkeiten zur Verfügung und Sie können sich von einer professionellen Pflegekraft ein paar Tricks und Tipps geben lassen.
Neben der körperlichen Anstrengung ist die Sorge um den pflegebedürftigen Angehörigen eine emotionale Belastung. Meist haben pflegende Angehörige eine starke Bindung zum Pflegebedürftigen, die automatisch die Sorge um den Gesundheitszustand auslöst.
Starke psychische Belastungen und ein anhaltender Stress können zu gesundheitlichen Problemen führen. Darunter zählen Bluthochdruck, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Hautprobleme oder auch Magen-Darm-Beschwerden. Sorgen um die Zukunft des Angehörigen und um die eigene lösen zum Teil Unsicherheit und Angstzustände aus.
Nicht selten leiden Betroffene unter Schlafmangel und müssen auch nachts bereitstehen und nach dem Pflegebedürftigen schauen. Das kann unter Umständen zu einem chronischen Schlafmangel führen.
Wenn Sie sich unter den genannten Symptomen wiedererkennen, denken Sie daran, Sie sind nicht allein. Von Stressbewältigungstechniken bis hin zu vielseitigen Hilfsangeboten, darunter Angehörigengruppen, können Sie sich und Ihrem Angehörigen Unterstützung holen. Wir haben Ihnen eine Broschüre mit wichtigen Anlaufstellen für Pflegebedürftige und pflegende Angehörige zusammengestellt.
Strategien zur besseren Vereinbarkeit
Einen Vollzeitjob und einer Pflegetätigkeit nachzugehen, kann kräftezehrend und auslaugend sein. Teilweise nimmt allein die Pflegetätigkeit viele Stunden am Tag in Anspruch und man weiß gar nicht mehr, wo einem der Kopf steht.
Damit Sie als pflegender Angehöriger die Pflege Ihres Angehörigen und Ihren Beruf besser vereinbart bekommen, zeigen wir Ihnen ein paar Strategien, die Ihnen den Alltag erleichtern.
Praktische Tipps:
- To-Do-Listen: Tägliche oder wöchentliche Listen erleichtern den Überblick über alle Aufgaben.
- Kalender führen: Nutzen Sie einen gemeinsamen Familienkalender, in dem alle Termine und Aufgaben eingetragen werden.
- Pufferzeiten einplanen: Planen Sie mit Pufferzeiten, falls unerwartet etwas ansteht oder die Pflegezeit mehr Zeit in Anspruch nimmt.
Delegieren von Pflegeaufgaben
Eine weitere Option ist, Pflegeaufgaben zu delegieren und Aufgaben an Familienmitglieder und Freunde abzugeben. Sprechen Sie offen und ehrlich über die Bedürfnisse der pflegebedürftigen Person und welche Pflegetätigkeiten anstehen.
Möglicherweise kann einiges an eine professionelle Pflegekraft abgegeben werden und somit fallen wesentliche Aufgaben weg. Definieren Sie vor allem die Verantwortlichkeiten, denn jeder sollte wissen, was seine Aufgaben sind. Zum Beispiel: Wer übernimmt das Einkaufen, die Arztbesuche oder einen Teil des Haushalts.
Dabei können regelmäßige Familientreffen helfen, um Klarheit zu schaffen und mögliche Missverständnisse oder Änderungen im persönlichen Zeit- und Arbeitsplan zu besprechen. So können Sie gemeinsam im Voraus planen und gegebenenfalls Änderungen vornehmen.
Versuchen Sie auch, die Aufgaben nach Verfügbarkeit und vor allem nach den Fähigkeiten der restlichen Familienmitglieder zu planen. Jemand, der in der Nähe des pflegebedürftigen Angehörigen wohnt, kann zum Beispiel öfter vorbeischauen. Andere wiederum können unter Umständen mehr finanzielle Unterstützung bieten.
Flexible Arbeitsmodelle
Pflege und Beruf zu vereinen ist besonders für Vollzeitarbeitende eigentlich unmöglich. Deshalb stellen wir Ihnen verschiedene Arbeitsmodelle vor, die es Ihnen erleichtern, die Pflege zuhause zu meistern.
Homeoffice
Die verschiedenen Arbeitsmodelle bieten sowohl Vor- als auch Nachteile. Der große Vorteil an Homeoffice ist die Flexibilität. Sie haben die Möglichkeit Ihre Arbeitszeiten flexibler zu gestalten und so können Sie Ihre Arbeit besser um die Pflegezeit organisieren.
Auch haben Sie je nach Pendelzeiten, eine hohe Zeitersparnis. Für plötzlich anfallende Pflegeaufgaben kann das sehr praktisch sein. Gleichzeitig haben Sie weniger Stress, wenn Sie aufgrund von Homeoffice, Pflege und Beruf besser balanciert bekommen und die Aufgaben leichter managen können.
Allerdings ist es für manche Betroffene herausfordernd, Beruf- und Privatleben zu trennen, wenn man im eigenen Heim arbeitet. Bedenken Sie auch, dass Sie sich zu Hause leichter ablenken lassen. Das kann Ihre Produktivität und Konzentration negativ beeinflussen. Und nicht alle haben die technischen Voraussetzungen, um im Homeoffice zu arbeiten.
Stellen Sie sicher, dass Sie das notwendige technische Zubehör haben und fragen Sie gegebenenfalls bei Ihrem Arbeitgeber nach. Trotz mancher Nachteile können Sie für Ihren pflegebedürftigen Angehörigen eine bessere Betreuung gewährleisten, wenn Sie durch Homeoffice schneller verfügbar sind.
Gleitzeit
Wenn Sie als pflegende Angehörige eine Gleitzeit-Vereinbarung mit Ihrem Arbeitgeber treffen, können Sie Ihre Arbeitszeiten flexibel gestalten. Das erleichtert Ihnen berufliche und pflegerische Tätigkeiten zu vereinbaren, ohne dass Sie in Stress geraten. Auch führt eine Gleitzeit-Regelung dazu, dass Arbeitnehmer zufriedener sind und dadurch produktiver.
Ihre privaten Pflichten und Ihre Arbeit sind in einem besseren Einklang, was automatisch zu weniger Fehlzeiten führt. Jedoch ist ein relevanter Nachteil, dass die Koordination und Absprache mit den Arbeitskollegen schwieriger werden, wenn Sie zu unterschiedlichen Zeiten arbeiten.
Und auch bei Gleitzeit fällt es Arbeitnehmern schwer, Privat- und Berufsleben strikt zu trennen. Dennoch überwiegen die Vorteile und Gleitzeit kann sehr entlastend und hilfreich sein, benötigt aber von Seiten des Arbeitgebers klare Richtlinien und Unterstützung.
Teilzeit
Mit reduzierten Arbeitsstunden sorgt Teilzeit für eine bessere Work-Life-Balance und Sie haben mehr Zeit, sich um die pflegebedürftige Person zu kümmern. Zwar bedeutet die geringere Arbeitszeit weniger beruflichen Stress, allerdings haben Sie auch finanzielle Einbußen.
Das verringerte Einkommen kann unter Umständen eine Belastung sein. Besonders, wenn zusätzliche pflegerische Kosten entstehen und es auf jeden Euro ankommt. Zudem können Sie weniger betriebliche Leistungen erhalten, wie Krankenversicherung, Altersvorsorge oder Bonuszahlungen.
Jobsharing
Beim Jobsharing teilen sich zwei oder mehrere Kollegen eine Vollzeitstelle. Das kann besonders für Eltern, Studierende und für pflegende Angehörige einige Vorteile bieten. Die Arbeitszeiten können individuell angepasst und nach Bedarf aufgeteilt werden. Bei der Abwesenheit eines Kollegen kann jemand anderes einspringen und die Arbeit wird fortgeführt. Das bedeutet für den Arbeitgeber Kontinuität und vor allem Zuverlässigkeit.
Mitarbeiter können voneinander lernen und sich weiterentwickeln. Das führt zu einer verbesserten beruflichen Kompetenz. Jedoch gilt es zu beachten, dass auch dieses Modell Kommunikationsherausforderungen mit sich bringt. Sie müssen ständig und vor allem effektiv kommunizieren, um Missverständnisse und Konflikte zu vermeiden oder zu bewältigen. Jobsharing bedarf einer sorgfältigen Planung und Koordination, um sicherzustellen, dass sowohl die Bedürfnisse des Arbeitgebers als auch des Arbeitnehmers erfüllt werden.
Rechtliche Rahmenbedingungen
Pflegezeitgesetz
Wenn Sie eine Zeit lang einen Angehörigen pflegen und aus dem Beruf aussteigen möchten, können Sie eine Freistellung von bis zu sechs Monaten beantragen. Beim Pflegezeitgesetz haben Sie einen Anspruch, teilweise oder sogar ganz aus Ihrem Job auszusteigen und Ihren Angehörigen in häuslicher Umgebung zu pflegen.
Wichtig für Sie: Ihr Arbeitgeber kann Ihnen die Inanspruchnahme der Pflegezeit nicht nehmen, Sie haben einen Rechtsanspruch. Allerdings müssen Sie eine schriftliche Vereinbarung treffen und die Pflegebedürftigkeit Ihres Angehörigen nachweisen. Hier ist ein Bescheid über den Pflegegrad ausreichend. Die genauen Anforderungen haben wir Ihnen hier zusammengefasst.

Gut zu wissen: Zinsloses Darlehen
Seit 2015 haben Sie die Möglichkeit, beim Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben ein zinsloses Darlehen zu beantragen. Sie können für diese Zeit die Einkommensverluste abfedern.
Die Höhe des Darlehens richtet sich nach der Dauer der Freistellung, Ihrer Steuerklasse, dem Gesamtbruttolohn vor der Freistellung und der Wochenstundenanzahl vor und während der Pflegezeit. Hier können Sie Ihr Darlehensbetrag ermitteln.
Familienpflegezeit
Falls eine Freistellung von sechs Monaten nicht ausreichen sollte, haben Sie ebenfalls einen Rechtsanspruch auf eine teilweise Freistellung von bis zu 24 Monaten. Besonders wenn Ihr Pflegebedürftiger länger in häuslicher Umgebung gepflegt werden muss, können Sie bis zu 24 Monate Ihre Arbeitszeit auf bis zu 15 Stunden pro Woche reduzieren.
Die Familienpflegezeit benötigt ebenfalls einen Nachweis über die Pflegebedürftigkeit Ihres Angehörigen. Hier haben wir Ihnen nochmal die genauen Anforderungen für eine Familienpflegezeit zusammengetragen.
Pflegezeit und Familienpflegezeit kombinieren: Wenn Sie beide Pflegezeiten kombinieren möchten, gilt eine Gesamtlänge von maximal 24 Monaten. Falls Sie von der Pflegezeit in die Familienpflegezeit übergehen möchten, müssen Sie Ihrem Arbeitgeber spätestens drei Monate vor Beginn Bescheid geben.
Kündigungsschutz und Flexibilität
Wenn Sie eine Pflege- und Familienzeit in Anspruch nehmen, genießen Sie Kündigungsschutz. Der Schutz besteht zwölf Wochen vor und nach dem angekündigten Start bis zum Ende der Pflegezeit. Darüber hinaus gibt es eine gewisse Flexibilität bei der Pflege.
Je nach persönlicher Situation können Sie Pflege- und Familienpflegezeit und die Begleitung in den letzten Lebensphasen kombinieren. Wichtig ist jedoch, dass Ihre Auszeit und die reduzierten Arbeitsstunden nicht länger als zwei Jahren andauern.
Das sollten pflegende Angehörige bei Versicherungen beachten
Wenn Sie die genannten Pflegezeiten in Anspruch nehmen, informieren Sie sich im Vorfeld über Ihre soziale Absicherung. Nicht in allen Fällen bleibt der Versicherungsschutz für Kranken- und Pflegeversicherung über den Arbeitgeber bestehen. Wenn eine kurzzeitige Arbeitsverhinderung vertraglich vereinbart ist, sind Sie abgesichert. Bei Bezug von Pflegeunterstützungsgeld bleiben Sie kranken-, pflege-, renten- und arbeitslosenversichert.
Der Versicherungsstatus hängt während der Pflege- und Familienpflegezeit und der Sterbebegleitung davon ab, wie viel Sie noch verdienen. Verdienen Sie über 520 Euro im Monat, sind die normalerweise automatisch pflichtversichert und Sie müssen sich um nichts kümmern.
Für den Fall, dass Sie weniger verdienen, empfehlen wir Ihnen, sich über die gesetzliche Familienversicherung bei Ihrem Partner mitzuversichern. Ist das nicht möglich, müssen Sie sich während der Pflegezeit freiwillig versichern. Fragen Sie hierfür bei Ihrer Krankenkasse nach. Unabhängig von Ihrem Einkommen sind Sie als pflegender Angehöriger während der Pflegezeit gesetzlich unfallversichert.
Die letzte Lebensphase
Pflegen Sie einen nahestehenden Angehörigen in seiner letzten Lebensphase? Dann haben Sie Anspruch auf eine Freistellung von bis zu drei Monaten. Sie können sich entweder vollständig oder teilweise von Ihrer Arbeit freistellen lassen. So bekommen Sie die Möglichkeit, Ihren geliebten Menschen auf seinem letzten Weg da zu sein.
Unabhängig davon, ob die Person zu Hause, im Krankenhaus oder im Hospiz gepflegt wird. Die pflegebedürftige Person muss auch keinen Pflegegrad vorweisen. Voraussetzung für die Freistellung ist, dass Sie bei einem Arbeitgeber arbeiten, der mehr als 15 Personen beschäftigt.
Tipp: Damit Sie finanziell abgesichert sind, können Sie ein zinsloses Darlehen beim Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben beantragen. Dies wird in Raten ausgezahlt.
Kommunikation und Grenzen setzen im beruflichen Kontext
Pflege und Beruf zu vereinbaren erfordert eine offene und ehrliche Kommunikation. Sei es mit Ihrem Arbeitgeber oder Kollegen. Wir geben Ihnen einige Tipps mit auf den Weg, wie Sie effektiv über die Pflegesituation kommunizieren können und dabei Ihre Grenzen bewahren.
- Frühzeitig mitteilen: Teilen Sie Ihrem Arbeitgeber frühzeitig mit, dass Sie eine pflegebedürftige Person betreuen, damit dieser und Ihre Kollegen Ihre Bedürfnisse und Einschränkungen besser nachvollziehen können.
- Klare Erwartungen formulieren: Beschreiben Sie genau, welche Art von Unterstützung Sie benötigen. Je konkreter Sie Ihre Bedürfnisse kommunizieren, desto leichter fällt es deinem Arbeitgeber, entsprechende Maßnahmen zu ergreifen.
- Regelmäßige Updates geben: Halten Sie Ihren Arbeitgeber und Ihre Kollegen über Veränderungen der Pflegesituation auf dem Laufenden. So lassen sich Missverständnisse vermeiden und Sie zeigen zusätzlich Engagement.
- Proaktive Problemlösung: Zeigen Sie sich verantwortungsbewusst und lösungsorientiert. Beispielsweise könnten Sie vorschlagen, Aufgaben zu delegieren.
- Unterstützung annehmen: Zögern Sie nicht Hilfe von Kollegen anzunehmen oder Aufgaben abzugeben. In solchen Situationen sind eine gegenseitige Unterstützung und Teamarbeit wertvoll und kann Sie entlasten. Sie müssen nicht alles allein schaffen.
- Realistische Arbeitszeiten: Versuchen Sie ehrlich zu sich selbst zu sein und somit zu Ihrem Arbeitgeber, über das, was Sie an Arbeit realistisch leisten können. Sie können sehr wahrscheinlich nicht die gleiche Arbeitszeit wie bisher absolvieren und das ist auch in Ordnung.
- Klare Grenzen kommunizieren: Formulieren Sie klar, welche Aufgaben Sie übernehmen können und welche nicht. Indem Sie klare Grenzen formulieren, können Sie Ihre beruflichen und pflegerischen Verpflichtungen leichter in Einklang bringen.
Selbstfürsorge und Stressbewältigung für pflegende Angehörige
Berufstätige pflegende Angehörige haben oft einen stressigen Alltag und finden keine Zeit für sich selbst. Ruhepausen und Selbstfürsorge kommen in den meisten Fällen zu kurz. Dabei ist Selbstfürsorge hierbei besonders wichtig, um einigermaßen die Balance zwischen Berufsleben, Pflegezeit und Privatleben zu halten.
Ein gezieltes Stressmanagement kann Ihnen dabei helfen diese Balance zu finden. Wir haben mit einer Expertin gesprochen, die Ihnen einige Methoden zur Stressbewältigung näherbringt und erklärt, wie Sie diese in Ihrem Alltag umsetzen können.
Unterstützungsressourcen für pflegende Angehörige
Zögern Sie nicht davor, Unterstützung anzunehmen. Es gibt zahlreiche Anlauf- und Beratungsstellen, die Ihnen die häusliche Pflege erleichtern und dabei helfen, Beruf, Pflegealltag und Privatleben zu kombinieren. Wir haben Ihnen Unterstützungsressourcen zusammengefasst, die Sie und Ihr pflegebedürftiger Angehöriger nutzen können.
Externe Unterstützung und Entlastungsangebote: Sie haben die Möglichkeit, eine professionelle Pflegefachkraft zur Unterstützung für die häusliche Pflege zu beantragen. Die ausgebildete Fachkraft kommt zu Ihrem Angehörigen nach Hause und kümmert sich um verschiedene Bedürfnisse.
Eine weitere Möglichkeit, ist die Verhinderungspflege. Für den Fall, dass Sie eine Auszeit benötigen oder Sie krank werden, wird Ihr Angehöriger durch die Verhinderungspflege weiterhin bestens versorgt. Weitere Entlastungsmodelle sind die Tages- und Kurzzeitpflege.Möglichkeiten zur Weiterbildung nutzen: Oft bietet die Pflegekasse oder die jeweilige Stadt kostenfreie Pflegekurse und Schulungen an, um die Pflegekompetenz von pflegenden Angehörigen zu erhöhen. Wir empfehlen Ihnen ebenfalls Beratungsangebote anzunehmen, um sich über Rechte, Unterstützungsmöglichkeiten und Pflegewissen zu informieren.
Selbsthilfegruppen und Netzwerken: Der Austausch mit anderen pflegenden Angehörigen kann wohltuend sein und Ihnen Trost spenden. Und wer könnte Sie besser verstehen als Gleichgesinnte. Regelmäßige Treffen sorgen für eine emotionale Unterstützung und einen wertvollen Erfahrungsaustausch.
Betriebliche Unterstützung: In manchen Betrieben gibt es betriebliche Beratungsdienste, die Ihnen zur Seite stehen, wenn es darum geht, Pflege und Beruf zu vereinen. Unter anderem können Unternehmen auch Betreuungsangebote oder Kooperationen mit Pflegediensten anbieten. Suchen Sie gerne das Gespräch zu Ihrem Arbeitgeber und fragen Sie nach.
Finanzielle Unterstützung
Pflegeunterstützungsgeld
Wenn Sie kurzzeitig von bis zu zehn Tagen von Ihrer Arbeit verhindert sind, steht Ihnen als Beschäftigter und pflegender Angehöriger ein Pflegeunterstützungsgeld zu.
Dabei handelt es sich um eine Lohnersatzleistung, die Beschäftigte beantragen können, wenn sie kurzfristig die Pflege eines nahestehenden Angehörigen organisieren müssen. So können Sie sich in akuten Pflegesituationen um Ihren Angehörigen kümmern und müssen nicht auf Einnahmen verzichten.
Pflegeunterstützungsgeld kann grundsätzlich von Auszubildenden, Arbeitnehmern, Menschen mit einer geringfügigen Beschäftigung beantragt werden. Ebenfalls haben Rentner einen Anspruch, wenn sie eine Beschäftigung ausüben und durch die Verhinderung einen Verlust des Arbeitsgeldes haben.
Sie können das Pflegeunterstützungsgeld bei der Pflegekasse des Pflegebedürftigen beantragen, wenn:
- Sie keine Entgeltfortzahlung vom Arbeitgeber erhalten.
- Sie infolge eines Unfalls kein Verletztengeld beziehen.
- Sie kein Kinder- oder Krankengeld bekommen.
Entsteht eine plötzliche Akutsituation entsteht, müssen Sie lediglich Ihrem Arbeitgeber ein ärztliches Attest vorlegen und unverzüglich Bescheid geben. Die ärztliche Bescheinigung sollte den Namen der pflegebedürftigen Person beinhalten, den Zeitraum der Arbeitsverhinderung und eine ärztliche Bestätigung der Pflegebedürftigkeit. Für den Antrag benötigen Sie von der Pflegekasse Ihres Angehörigen ein Formular, welches Sie ausgefüllt zurückschicken.
Die Lohnersatzleistung beträgt 90 Prozent des ausgefallenen Nettoentgelts und wird einmalig ausgezahlt. Bedenken Sie, dass vom Pflegeunterstützungsgeld die Beiträge zur Kranken-, Renten- und Arbeitslosenversicherung abgehen. Auch darf die Leistung 70 Prozent der aktuell geltenden kalendertäglichen Beitragsbemessungsgrenze in der Krankenversicherung nicht überschreiten.
Pflegegeld und Pflegesachleistungen
Personen mit einem Pflegegrad 2 bis 5 haben einen Anspruch auf Pflegegeld. Diese Unterstützungsleistung dient dazu, die häusliche Pflege zu sichern und ist nicht zweckgebunden. Die Höhe beträgt zwischen 347 und 990 Euro.
Damit Sie sich die Hilfe eines ambulanten Pflegedienstes leisten können, kann Ihr pflegebedürftiger Angehöriger Pflegesachleistungen beantragen. Pflegebedürftige ab dem Pflegegrad 2 erhalten diesen Zuschuss und können ihn durchaus mit dem Pflegegeld kombinieren.
Nicht selten ist die häusliche Pflege mit Umbaumaßnahmen verbunden und neue Pflegeprodukte müssen angeschafft werden. Je nach Pflegegrad gibt es unterschiedliche Zuschüsse, die Sie und Ihr Angehöriger nutzen können. Unter anderem erleichtern Ihnen wohnumfeldverbessernde Maßnahmen die häusliche Pflege und können zu einem barrierefreien Wohnen verhelfen.
- Alles über Zuschüsse & Förderungen
- Praktische Checklisten und Tipps
- Die Vor- und Nachteile im Überblick
Antworten auf die häufigsten Fragen

Die Hauptstressfaktoren sind unter anderem: Zeitmangel, finanzielle Belastung, soziale Isolation, Rollenkonflikte und eine verminderte Leistungsfähigkeit. Auch ist die körperliche und emotionale Belastung nicht zu unterschätzen.
Ein paar praktische Tipps: Führen Sie To-Do-Listen und einen Familienkalender, um Familie und Freunde mit einzubeziehen. Wichtig sind vor allem Pufferzeiten und regelmäßige Pausenzeiten in Ihre Planung zu integrieren.
Verschiedene Arbeitsmodelle erleichtern Ihnen den Pflege- und Berufsalltag. Dazu gehören zum Beispiel Homeoffice, Gleitzeit, Teilzeit und Jobsharing. Auch haben Sie einen Rechtsanspruch auf das Pflegezeitgesetz und die Familienpflegezeit. Damit können sie maximal eine berufliche Auszeit von 24 Monaten nehmen und sich der häuslichen Pflege widmen. Weitere Strategien finden Sie hier.
Sie können sich wenige Minuten am Tag für Atemübungen nehmen, regelmäßige Pausen einplanen und immer ausreichend trinken, um Müdigkeit und Konzentrationsschwierigkeiten vorzubeugen.
Schaffen Sie sich ein positives Arbeitsumfeld und achten Sie auf einen ergonomischen Arbeitsplatz. Ebenfalls können kurze Gespräche mit den Kollegen ein gutes Gefühl verschaffen und Gefühle der Isolation vermeiden.
Neben Selbsthilfegruppen und Angehörigennetzwerken können Sie sich professionelle Unterstützung nach Hause holen. Eine ausgebildete Pflegekraft kann Ihnen und Ihrem Angehörigen den Alltag erleichtern und bei verschiedenen Bedürfnissen aushelfen. Als finanzielle Unterstützung stehen Ihnen unter anderem einige Zuschüsse der Pflegekasse zur Verfügung.
Alles zum Thema Pflege: Ob Finanzierungsmöglichkeiten oder Mobilität im Alter, unsere qualifizierten Berater helfen Ihnen gerne kostenlos und unverbindlich weiter.